Mineralstoffversorgung bei Kühen
©Birgit Gnadl
Mineralstoffe sind essentielle Nährstoffe, die im Organismus viele wichtige Aufgaben haben. Gesunde Rinder zeichnen sich durch eine dem Alter entsprechende Größe und Entwicklung, ein lebhaftes und aufmerksames Verhalten, straffe Körperhaltung, lebhaften Gesichtsausdruck, aufmerksame Augen- und Ohrenbewegungen, glänzendes und kurzes Haarkleid sowie gesundes Fressverhalten aus.
Hohe Erträge im Futterbau und in der Milchproduktion erfordern eine entsprechende Mineralstoffversorgung des Bodens im Sinne der Harmonie von Boden, Pflanze und Tier. Landwirtschaftlich nachhaltig wirtschaften heißt, den gesamten Nährstoffkreislauf zu berücksichtigen, also neben Makronährstoffen (Kalzium, Phosphor, Magnesium, Schwefel) auch die Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Mangan und Selen.
Inzwischen stellte sich heraus, dass zum Teil erhebliche Versorgungslücken bestehen, die je nach Bodenart die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere mehr oder weniger beeinträchtigen.
Die Spurenelementversorgung der Böden ist natürlich auch Standortbedingt. Zink- mangel beispielsweise trifft man häufig bei Löss, Geschiebelehm und Muschelboden. Selenmangel wird der alpinen Region zugeschrieben.
Verwertungsstörungen entstehen bei einem Ungleichgewicht von Mineralstoffen oder Spurenelementen, auch eine Schwermetallbelastung kann zu Verwertungsstörungen führen. Aber auch die Genetik spielt eine große Rolle.
Es ist nicht immer ratsam zum Ausgleich der fehlenden Stoffe auf Standard- Mineralfutter zurückzugreifen. Als sehr sinnvoll und effektiv hat sich die optimierte, bedarfseigene Mineralstoffmischung erwiesen. Hier gilt es die vorhandenen Diagnostischen Möglichkeiten zur Versorgung der Herde auszunutzen.
Ausschöpfung der Diagnostischen Möglichkeiten:
Futteruntersuchung
Das Futter ist einer der größten Kostenfaktoren in der Tierhaltung. Der Nährstoffgehalt der Futtermittel schwankt von Jahr zu Jahr. Daher nützen das teuerste Fütterungsprogramm und die detaillierteste Rationsberechnung nichts, wenn die betriebsspezifischen Inhaltsstoffe der Futtermittel nicht bekannt sind. Wer an den Kosten für die Futteruntersuchung spart, kann schnell viel größere Verluste durch einen Leistungseinbruch oder durch Erkrankungen der Tiere verursachen. Futteranalysen können zwar den Gehalt an bestimmten Mineralstoffen feststellen, über die Resorption, aber geben sie keine Auskunft.
Bodenuntersuchungen
Eine effiziente Nutzung von Nährstoffen ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung und Optimierung von nachhaltigen Produktionssystemen in der landwirt– schaftlichen Produktion. Besonders in Low Input Systemen wie dem biologischen Landbau spielen die Nährstoffumsatzprozesse aus organischen Düngern und Pflanzen- rückständen eine Schlüsselrolle zur Ernährung der Kulturpflanzen und zur Verbesserung des agronomischen Managements. Hat der Boden bereits Defizite, wird auch die Kuh zu wenig Mineralstoffe und Spurenelemente über das Futter erhalten. Ist der Boden mit Schwermetallen oder Fremdstoffen belastet, kann sich das ebenfalls negativ auf die Verwertbarkeit der Inhaltsstoffe des Futters bei der Kuh auswirken. Fehlende Stoffe sollten gezielt ausgeglichen werden.
Blutanalyse
Häufig ist die Blutuntersuchung das Mittel der Wahl. Zur täglich Routine von Tierärzten gehört es Tieren Blut zu entnehmen, um auf deren Gesundheits- und Ernährungsstatus rückschließen zu können. Dabei werden die zu ermittelten Blutparameter mit den von Laboratorien angegebenen Referenzwerten verglichen und das Tier gegebenenfalls als gesund oder krank beurteilt. Es ist eine Momentaufnahme und hierbei haben der Zeitpunkt der Blutentnahme, bzw. der Fütterung und der gerade zugrundeliegende Hormonstatus Einfluß auf die zu bestimmenden Parameter.
Blut kann sehr viele Informationen liefern, für manche Fragen jedoch ist Blut ungeeignet. Blutuntersuchungen geben über den Energiestoffwechsel oder Entzündungen gute Aussagen, aber bei der Ermittlung von Spurenelementen versagen Blut oder Harn häufig. Wenn es aber um den Säure-Basen-Haushalt geht (z. B. die Frage nach chronischer Pansenalkalose oder –azidose), kann man auf eine Urin- oder Blutanalyse nicht verzichten.
Beim Spurenelementstoffwechsel muss man sehr genau unterscheiden, zu welchem Spurenelement Informationen notwendig sind. So ist beispielsweise im Akutfall die direkte Selenuntersuchung im Blut wertvoll, aber es ist auch zu berücksichtigen, dass die Selenwerte im Blut sehr oft schwanken, da diese auch Jahreszeitabhängig sind.
Über Kupfer kann man aus dem Blut nur erfahren ob ein Mangel vorliegt, nicht aber ob zu viel verfüttert wurde. Bei der Untersuchung von Zink erhält man im Blut lediglich die grobe Richtung, bei Mangan verhält es sich ähnlich. Mit radioaktiv markiertem Mangan konnte man beispielsweise nachweisen, dass dieses Spurenelement wenige Stunden nach der Aufnahme mit dem Futter im Haar nachzuweisen ist, jedoch im Blut nicht als Überschuß in Erscheinung trat.
Referenzwerte
In den zurückliegenden Jahren traten in der Praxis gehäuft Unterschreitungen der Blut- Referenzbereiche besonders im Bereich der Mengen- und Spurenelement- sowie der Vitaminversorgung von Kühen auf, ohne dass die Tiere klinische Symptome zeigten und auch, obwohl sie entsprechend den Empfehlungen gefüttert wurde. Dies macht deutlich, dass die angewandten Referenzwerte und Versorgungsempfehlungen, die regelmäßig den wechselnden Leistungen und Bedürfnisse der Tiere angepasst werden tatsächlich nicht übereinstimmen. Ausserdem sind trotz häufiger Referenzunterschreitung kaum klinische Symptome oder andere Mangelerscheinungen beobachtet worden (Ohlschläger, Tierärztliche Fakultät Hannover 2006).
Haaranalyse beim Rind
Nicht nur beim Menschen sind Haare verräterisch, auch bei Tieren können Haare Hinweise auf Krankheitsursachen beziehungsweise Mangelerscheinungen oder Überschuss mit schädlichen Stoffen geben.
Es lassen sich in Haaren sowohl Mengen- als auch Spurenelemente bestimmen. Haare bestehen zu mehr als 90 % aus Mengenelementen. Da der Mengenelementgehalt sehr stark von äußeren und körperlichen Einflüssen abhängig ist, hat die Haaranalyse mehr Bedeutung für die Analytik von Spurenelementen als beispielsweise eine Blutanalyse.
Zu den Vorteilen der Haaranalyse gehören:
Problemlose Probenentnahme, auch durch den Landwirt möglich;
Gute Haltbarkeit des Probenmaterials, Haare sind kaum verderblich;
Kostengünstig auch bei Bestandsuntersuchungen;
Gutes Widerspiegeln der Versorgungslage. Bei Zinkmangel sind zum Beispiel lediglich im Haar (und der Rippe) deutlich verminderte Zinkkonzentrationen nachweisbar. Bei anderen Spurenelementen (Mangan, Kupfer, Molybdän, Selen, Jod, Cadmium, Arsen, Nickel) gehört Haar ebenfalls zu den Organen, die den Versorgungsstatus empfindlich widerspiegeln.
Soll die Haaranalyse korrekte Resultate liefern, sind verschiedene Einflüsse zu berücksichtigen. Zu diesen Faktoren gehören Haarart und Haarfarbe, das Geschlecht, die Tierart, sowie die Schnitttiefe. So ist zum Beispiel der Mangangehalt im Deckhaar niedriger als im Schopf- oder Schwanzhaar, pigmentiertes Haar hat einen höheren Mangangehalt als weißes Haar. Bei Zink haben weibliche Tiere einen höheren Gehalt in den Haaren als männliche.
In absterbendem Haar, vor dem Haarwechsel, erhöht sich die Konzentration an Spurenelementen. Deshalb eignen sich die Haare während des Haarwechsels im März und April meist nur bedingt für die Haaranalyse.
Eine Altersabhängigkeit besteht insofern, als das zum Beispiel Kälber mit sehr niedrigem Mangangehalt im Haar geboren werden und in Abhängigkeit von der Manganaufnahme auch die Konzentration im Haar ansteigt. Genetische Unterschiede sind gering ausgeprägt. Veränderungen der Mangankonzentration während der Trächtigkeit und Laktation sind ebenfalls geringfügig. Der Spurenelementgehalt zwischen Haarspitze und Haarbasis unterscheidet sich ebenfalls gering. Jedoch sollte das Haar für Analysen möglichst nahe an der Haut abgeschnitten werden.
Problemlösung durch den Haartest:
Gerade bei Bestandsproblemen wie Fruchtbarkeitsstörungen, Klauenproblemen, Kälberkrankheiten, Geburtsprobleme, Stoffwechselstörungen oder Zellgehaltsproblemen ist der Nutzen einer Haaranalyse und die Überprüfung wichtiger Mineralstoffe und Spurenelemente aber auch Schwermetallbelastungen sehr hilfreich. Vorherrschende Ungleichgewichte oder Belastungen können durch eine Haar-Mineralanalyse verbessert oder behoben werden.
Anhand der Auswertung kann ein optimiertes, individuelles Mineralfutter für den Betrieb hergestellt oder ausgewählt werden. Idealerweise sollte die Analyse jährlich wiederholt werden, bzw. bei veränderten Umständen durchgeführt werden.
Wissenswert ist, dass auch hier die angegebene Referenzwerte variieren und häufig nur in Kombination mit allen Werten ausgelesen und kommentiert werden können. Daher haben wir aus bereits 5000 durchgeführten Haaranalysen eigene Referenzen erstellt. Zudem sind die vom Labor vorgegebenen Grenzwerte veraltet und nicht mehr zeitgemäß.
Wichtige Kriterien für die Probennahme von Rinderhaaren:
Geschlecht: Nur von geringer Bedeutung
Alter: 30 Monate und älter
Laktation: Zweite bis sechste, oder Rückfrage bei anderen Tieren.
Tiere: Bei bestehenden Problemen, Problemtiere auswählen
Haarart: Pigmentiertes Deckhaar zwischen Schulter und Buggelenk
Schnitttiefe: 0,1 – 1 mm, eine Schere und keine Scheermaschine verwenden.
Menge: etwa die Menge wie ein Hühnerei, Mischprobe aus 10% des Bestandes
Jahreszeit: Mai bis Februar, nicht während des Haarwechsels
Kosten: 243 CHF/198 Euro für eine kommentierte Auswertung und Empfehlung Mineralstoffversorgung und Mischung.
Dauer: 3-4 Wochen nach Einsendung ist mit einem Befund zu rechnen.